Melissa 1 von 9

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Eine Geschichte in neun Teilen.

Melissa

Teil 1

Ich kann bis heute nicht sagen, ob es gut war was wir getan haben. Auch will ich mir kein Urteil darüber bilden, ob es richtig ist. Das haben schon viele Menschen vor mir zu ergründen gesucht und sind sich darüber nicht einig. Ich für mich selber werde darüber Bericht ablegen, ohne den moralischen Finger zu erheben. Dinge, die ich selber noch vor wenigen Monaten für unmöglich gehalten habe, sind wie ein Sturmwind über mich hereingebrochen. Die einen würden es Schicksal nennen, die anderen es sicher vollkommen anders bezeichnen. Doch das ist nicht meine Aufgabe darüber zu befinden. Ich lege nur Zeugnis davon ab, was passiert ist und jeder darf sich selber seine Gedanken darüber machen, wenn er will.

Im Prinzip fing alles an einem Wochenende an, um genau zu sein, auf einem Samstag. Es hatte mich schon lange gestört, dass es einen Raum im Haus gab, mit dem wir nicht wirklich etwas anfangen konnten. Wir nannten es unser Gästezimmer, was aber nur so hieß, weil ein etwas größeres Bett darin stand. Dazu diente es meiner umfangreichen Büchersammlung als Lager. Eine Wand wurde von mehreren Regalen eingenommen, die inzwischen voll waren, dass einige Bücher schon in zweiter Reihe standen. Schon aus diesem Grund nannten wir das Zimmer auch öfters Bibliothek. Dabei war das aber nur ein Wunschdenken. Sicher hätte ich gerne einen Raum nur für meine Bücher gehabt, aber so groß, war unser Haus wiederum nicht. Man hofft auf den Lottogott, aber der lässt sich bei mir nicht blicken. Also musste der Raum als Multifunktionsraum mit wechselndem Namen fungieren.

Wenn wir dann mal Gäste hatten, was selten genug vorkam, blieben die nicht über Nacht. Daher hatte ich schon länger vorgehabt, das Bett aus dem Raum zu verbannen und stattdessen einen Kinoraum daraus zu machen. Zu diesem Zweck hatte ich mir einen Beamer gekauft und war den ganzen Tag damit beschäftigt, dem Raum seine neue Bestimmung zukommen zu lassen. Hinzu kam noch eine neu gekaufte E-Darts Scheibe, die hier ebenfalls ihren Platz finden sollte. Lange hatte ich das schon vorgehabt, aber nicht verwirklicht.

Vor wenigen Jahren war ich noch oft in diversen Kneipen, mit meiner damaligen Freundin Silvia unterwegs gewesen und es gehörte fast zum guten Ton, ein paar Pfeile zu werfen. In letzter Zeit hatte ich dann diverse Turniere im Fernsehen verfolgt und die Lust auf ein paar Würfe, war immer stärker geworden. Um die Ecken zu ziehen, war nicht mehr mein Ding, daher dachte ich mir, dass ich auch zuhause Spiele könnte, hatte dabei aber vergessen, dass es niemanden gab, der mit mir spielte. Dabei hoffte ich aber, dass meine Tochter Melissa vielleicht Lust dazu entwickelte, wenn ich es ihr beibrachte. Vielleicht war ja auch mal einer unter ihren Verehrern dabei, die spielen konnten. Ich als Vater mochte sie zwar nicht, was nach meiner Ansicht vollkommen normal war, aber ab und zu musste man mit den Wölfen heulen. Besser ich lernte die Männer in ihrem Leben kennen, als dass ich nicht wusste, was das für Typen waren. So konnte ich mir wenigstens ein Bild über den Umgang meiner Tochter machen. Trotzdem schmerzte es ab und zu, wenn sie mir einen ihrer Lover vorstellte, den ich mir für sie nicht vorstellen konnte. Dabei hatte Melissa einen etwas seltsamen Geschmack. Sie hatte die Angewohnheit mit allem anzukommen, was nicht normal war. Es war jedenfalls so gut wie keiner dabei, den ich mir als Schwiegersohn hätte vorstellen können. In meinen Augen waren viele gescheiterte Existenzen darunter und selbst die, die so etwas wie eine gesicherte Zukunft zu haben schienen, hatten irgendwo einen Haken.

Dabei hatte ich immer den Eindruck, dass Melissa selber nicht wusste, was sie wollte, denn keiner ihrer Freunde, sofern man es so nennen konnte, blieb längere Zeit mit ihr zusammen. Wenn ich einen der Männer ein zweites Mal sah, was das schon fast viel. Von daher musste ich mir auch keine Namen merken, was sowieso eine Schwäche von mir ist. Namen sind Schall und Rauch, sagt ein Sprichwort und mein Gehirn nimmt dieses sehr ernst. Sie bleiben einfach nicht bei mir hängen. Nur die wichtigsten Namen blieben haften. Peinlich wurde es nur dann, wenn einem der Name eines Menschen nicht einfiel, der einem sehr nah stand. Das konnte mir selbst bei Melissa passieren. Wirklich keine Sache, mit der man prahlt.

Allerdings muss ich sagen, gibt es doch einen Namen, der mir nicht aus dem Sinn geht. Dirk. Diesen Namen werde ich niemals vergessen. Ich habe ihn nur einmal gesehen, aber das hat vollkommen ausgereicht, um für immer in meinem Gedächtnis zu bleiben. Melissa kam eines Tages mit ihm durch die Tür und irgendwie hatte ich gleich den Eindruck, als wenn etwas mit ihm nicht stimmte. Kaum machte er den Mund auf, wusste ich sofort, was es war. Schon an der Art wie er mich ansprach wusste ich sofort, dass er nicht einer der schlausten war. Er war knapp zwei Meter groß und anscheinend waren die Leitungen in seinem Kopf, ebenfalls so lang. Die Impulse brauchten jedenfalls recht lange, bis sie einige logisch zusammenhängende Worte formulieren konnten. Im allgemeinen Sprachgebrauch auch Satz genannt. Ich stand jedenfalls vor ihm und er streckte mir seine Pranken entgegen, wobei er mich so langsam ansprach, als wenn er über jedes Wort nachdenken musste.

Ansonsten schien bei ihm aber alles in Ordnung zu sein. Sah aus wie ein nordischer Hüne. Blonde kurze Stoppelhaare und einen freundlichen, vielleicht etwas einfältigen Ausdruck auf dem Gesicht. Sein Körper sah so aus, als wenn er gut in Schuss war, denn trotz seiner Größe konnte man erkennen, dass unter dem Stoff seines Hemdes Konturen von Muskeln zu erkennen waren.

Wenn es die männliche Entsprechung zum weiblichen Prototyp eines blonden Dummchens gegeben hätte, hätte er diese Lücke problemlos ausgefüllt. Eben ein Naturereignis in Reinform. Warum auch nicht, solange Melissa etwas an ihm finden konnte, dann sollte sie. Dabei blieb ich allerdings vollkommen ruhig, denn innerlich wusste ich sofort, dass ich mir auch seinen Namen nicht merken musste. Blieb aber doch hängen. Vielleicht auch aus dem Grund, weil es wohl die kürzeste Beziehung meiner Tochter war, die ich jemals mitbekommen habe.

Die beiden verschwanden in Melissas Reich, was mehr oder weniger aus dem oberen Stockwerk bestand. Ein geräumiges Schlafzimmer und ein ebenso großes Wohnzimmer. Dazu ein Bad was sein Namen verdient und den Ansprüchen meiner Tochter gerade so entsprach. Wenn sie es gekonnt hätte, dann hätte sie sicher noch einige Quadratmeter der anderen Räume geopfert, um die Nasszelle zu erweitern. Doch das wollte ich nicht, immerhin würde sie irgendwann einmal ausziehen und dann stand ich mit einem solchen Palast da. Damit konnte ich nichts anfangen, bin schließlich ein Mann. Hauptsache die Schüssel ist groß genug und es gibt ausreichende Möglichkeiten das geschriebene Wort abzulegen. Praktisch, einfach und rustikal. Kein Schnickschnack.

Ich hatte auch mal den Vorschlag gemacht, dass ich Melissa eine kleine Küchenzeile mit einbauen wollte. Das war aber kein gutes Vorhaben. Zumindest schaffte es Melissa, mich sehr schnell davon abzubringen. Sie senkte ihren Kopf ein wenig, sah mich von unten mit ihren rehbraunen Augen an und sagte mit einer unterwürfigen Stimme. „Och Papi!“ Sie nannte mich übrigens immer Papi, wenn sie etwas wollte. „Du kochst doch so gut, da wäre es doch eine Schande, wenn ich nicht mit dir essen würde. Immerhin schmeckt es in Gesellschaft doch viel besser. Außerdem verwöhnst du deine Tochter doch so gerne.“

Alleine ihr Blick bracht mich schon zum Schmelzen und so war das Thema schnell vom Tisch. Auf der anderen Seite war es so auch besser, wenn ich genau drüber nachdachte. Gerade die Mahlzeiten waren die zu selten gewordenen Augenblicke, in denen ich ihre ungeteilte Aufmerksamkeit hatte.

Solange ich denken kann, war Melissa ein Vaterkind. Silvia hatte es niemals geschafft, einen wirklichen Draht zu ihr aufzubauen, obwohl sie ihre Mutter war. Vielleicht hatte Melissa aber auch gemerkt, dass Silvia nicht einmal versuchte, diese Verbindung zu festigen. Warum kann ich nicht sagen, aber eine wirkliche Beziehung hatten die beiden niemals gehabt. Hatte Melissa Probleme, kam sie damit zu mir, selbst wenn es Dinge waren, über die wir Männer wenige wissen oder wissen wollen. So hatte ich einen wesentlich größeren Anteil an ihrer Erziehung und wir standen uns immer schon sehr nah.

Silvia hatte nicht nur wenig mit Melissa zu tun, auch ihre Zuneigung zu mir wurde immer kühler. Noch während Melissa ein Kind war, meinte Silvia fast von einem Tag zum anderen, dass sie sich verwirklichen muss. Ihr würde die Zeit davon laufen und sie wollte sich nicht mehr fest binden. Die Sache endete so, dass Silvia auf einmal verschwand. Von einem Tag zum anderen war sie nicht mehr da, hinterließ nur einen Brief, in dem sie uns beiden mitteilte, dass wir sie einengen würden und sie das nicht wollte. Sie legte sehr kalt und ohne Gefühlsregung da, dass sie kein Sorgerecht für Melissa haben wollte und da ich ihr Vater war, würde sie sehr dafür sein, dass ich dieses bekam.

Um ehrlich zu sein, war es nicht einfach, das Sorgerecht für Melissa zu bekommen, was ich natürlich haben wollte. Es war schwer die Ämter davon zu überzeugen, dass Silvia verschwunden war. Es war anscheinend nicht vorgesehen, dass Mütter einfach so weg waren. Ihr Brief wurde trotz Unterschrift nicht anerkannt. Und so bekam ich zuerst nur vorübergehend das Sorgerecht, mit gelegentlichen Besuchen des Jugendamtes, die sich immer wieder davon überzeugen wollten, dass es Melissa gut ging. Diese Besuche wurden aber weniger, je älter Melissa wurde. Irgendwann hatten es die Ämter wohl eingesehen, dass es ihr bei mir gut ging. Das volle Sorgerecht war dann nur noch eine Formalität.

Als ich die letzte Unterschrift unter die Papiere machte, war es für mich so, als wenn Melissa ein zweiter Geburtstag gegeben wurde. Sicher, die ganze Sache ging nicht reibungslos über die Bühne. Jeder, der schon einmal eine Tochter durch die Pubertät begleiten durfte, kann es mir nachfühlen, doch trotz der Schwierigkeiten, die wir miteinander hatten, waren wir zum Schluss immer ein Team.

Kommen wir zurück zu Dirk. Die beiden verschwanden in Melissas Reich und es dauerte wirklich keine halbe Stunde, da hörte ich sie oben schreien. Zuerst wollte ich mit schnellen Schritten nach oben rennen, doch das brauchte ich nicht mehr, denn Dirk kam mir mit eingezogenem Kopf die Treppe herunter entgegen. Er stammelte noch etwas vor sich hin, was wie „Auf Wiedersehen“ klang und verschwand schnellen Schrittes nach draußen.

Zuerst sah ich ihm noch nach, dann die Treppe herauf, auf deren letzten Stufe Melissa stand.

„Was für ein Idiot!“, schimpfte sie, drehte sich um und verschwand wieder hinter ihrer Tür.

Einen Moment blieb ich wie angewurzelt auf der Treppe stehen und war mir nicht sicher, was ich davon halten sollte. Dann musste ich grinsen und stieg die Treppe herauf, denn ich war neugierig. Anders konnte man es nicht sagen. Ich klopfte an die Tür, wie ich es immer tat, bekam aber keine Antwort. Doch das störte mich nicht, denn wenn Melissa wirklich allein sein wollte, dann hätte sie abgeschlossen, wobei ich mich nicht daran erinnern kann, dass sie es schon einmal getan hätte.

Langsam öffnete ich die Tür, denn meine Tochter konnte sehr impulsiv sein und ich wollte nicht, dass mir etwas Hartes an den Kopf flog. Doch meine Befürchtung war nicht gegeben, denn Melissa saß ruhig auf ihrem Sofa, feilte ihre Fingernägel und hatte den Fernseher laufen.

„Na!“, sagte ich in einer Lautstärke, dass sie mich gut hören konnte. Doch sie reagierte nicht, sondern konzentrierte sich auf ihre Nägel. Dabei war mir klar, dass sie mich sehr wohl hörte. Dieses Verhalten legte sie ab und zu an den Tag, weil sie nicht wusste, wie sie selber anfangen sollte.

Also setzte ich mich in einen der beiden Wohnzimmersessel, die gegenüber ihrem Sofa standen, und sah sie auffordernd an.

Es vergingen sicher zwei, drei Minuten die mir, wie eine Ewigkeit vorkamen, bis sie ihren Kopf hob und mich anschaute.

„Männer sind doof!“, sagte sie und machte dabei einen Schmollmund, dessen Winkel sich aber ein wenig nach oben zogen. Dieses angedeutete Grinsen war, was mich beruhigte. Es ging ihr gut und das war die Hauptsache.

„Wieso sind Männer doof?“, fragte ich sie mit einer sehr ruhigen Stimme.

„Sie sind es halt!“

Eine wirklich logische Erklärung. Doch ich wusste genau, dass die Auflösung noch kommen würde. Als blieb ich einfach ruhig sitzen und sah sie interessiert an. Hatte ich doch gelernt, dass Frauen keine Lösungen wollten, sondern einfach nur reden.

„Du natürlich nicht!“, meinte sie dann, „du bist ja auch kein Mann, sondern mein Papa!“

„Ah ha!“, ließ ich kurz vernehmen, „bin also kein Mann. Will ich auch gar nicht sein, wenn die alle doof sind!“

Melissa grinste mich an. „Du weißt schon, wie ich das meine. Ich frage mich nur, ob es irgendwo einen Mann gibt, der alles auf einmal sein kann. Intelligent, gut aussehend und mit guter Erziehung. Wenn er dann noch gut im Bett ist, dann wäre es meiner. Aber die gibt es nicht!“

Ich überlegte einen Moment. „Wahrscheinlich hast du recht. Solltest dir vielleicht drei Männer zulegen!“, meinte ich grinsend, „Einen zum Reden, einen mit dem nötigen Geld und den anderen, du weißt schon wofür. In Kombination wird es die kaum geben! Bei Dirk war ich mir da nicht so sicher, ob das gegeben war!“

„Neee, war es nicht!“, meinte Melissa. „Er ist, ähhhm, war nett und zuvorkommend. Seine Eltern haben viel Geld und eine eigene Firma. Da kann man schon einmal drüber hinweg sehen, dass er ein wenig auf den Kopf gefallen ist!“

So komisch das auch klingt, aber ich war etwas Stolz auf meine Tochter. Sie dachte inzwischen wenigstens nach, bevor sie sich in etwas verrannte. Das war nicht immer so gewesen und so gesehen war es ein enormer Fortschritt.

„Und?“, fragte ich nach einer länger anhaltenden Pause. „So gesehen doch ein Kandidat gewesen!“

Melissa zerknitterte ihr Gesicht, als wenn sie etwas Faules riechen würde.

„Sagen wir es mal so!“, wieder entstand eine kleine, spannungsgeladene Pause, „Dirk hatte nicht das, was ich mir erhofft hatte!“

Bei diesem Satz machte Melissa ein Zeichen mit ihren beiden Handflächen, die ich eigentlich nur von Anglern kannte, die anderen zeigten, wie groß der letzte Fang gewesen war.

Da wir uns bereits über alles unterhalten hatten, kam es mir jetzt gar nicht seltsam vor, als sie die Andeutungen machte. Ich war nur etwas überrascht darüber.

„Und das hast du in der kurzen Zeit herausbekommen?“, fragte ich sie neugierig, denn ich konnte mir das nicht vorstellen.

„Ach Papa, eine Frau wie ich, bekommt so etwas in sehr kurzer Zeit heraus. Ein paar nette Worte, ein wenig Hoffnung machen und einige ungewollte wirkende Streicheleinheiten an der richtigen Stelle und schon …!“

Den Satz vervollständigte sie nicht mehr, grinst mich aber verschmitzt an.

Wirklich erstaunlich. Sicher hatte ich in meiner Tochter keine Unschuld vermutet, aber dass sie so hinterhältig bzw. berechnend war, hätte ich nicht gedacht. Doch wahrscheinlich hatte ich sie nicht so sehen wollen, denn für mich war sie immer noch mein kleines Mädchen und keine Frau in dem Sinne. Erst jetzt wurde mir richtig bewusst, wie schnell doch die Zeit verging.

„Tja, dann muss ich wohl noch länger auf einen Schwiegersohn warten!“, meinte ich jetzt grinsend und Melissa fiel mit ein.

„Vielleicht sollte ich es mal mit einer Frau versuchen?“, kam sozusagen als Antwort und Frage zugleich, während ich aufstand, denn soweit ich es beurteilen konnte, war ja alles in Ordnung.

„Glaube mir, auch dann hast du Probleme. Nicht das was du gerade genannt hast, aber sicher andere. Das ist keine Lösung! Allerdings könnte ich besser damit leben!“

„Ohhh, eifersüchtig!“, meinte sie nur noch und musste darüber laut lachen, während ich in Richtung Tür ging. Dort angekommen drehte ich mich noch einmal um und sah mir meine Kleine an, die immer noch am Kichern war. Dann ging ich aus dem Raum.

Wenig später aßen wir Abendbrot. Dabei eröffnete mir Melissa, dass am nächsten Tag drei Freundinnen von ihr kommen würden. Es könnte spät werden und vielleicht würden sie sogar bei ihr übernachten. Ich zuckte nur mit der Schulter, denn es war nicht ungewöhnlich, dass Melissas Freundinnen bei ihr übernachteten. Besprochen wurde nur, wie weit der Inhalt des Kühlschranks darunter leiden würde. Ich kann es einfach nicht verknusen, wenn ich am nächsten Tag aufstehe und im Inneren die traurigen Überreste vorfinde, die sich noch darin befinden. Es wäre nicht das erste Mal gewesen. Also versuchte ich schon einmal im Vorfeld, dagegenzusteuern. Dazu waren sicher ein paar Knabbersachen gut, die wir nur selten im Haus hatten. Angeblich sollte ja Fett nicht dick machen, sondern der Zucker, der mittlerweile überall drin steckte, aber so ganz traute ich der Sache nicht. Ich wollte jedenfalls so bleiben, wie ich war, auch wenn sich bei mir ein paar Röllchen an der Seite bemerkbar machten. Die ließen sich aber noch gut kaschieren, von daher war es nicht so schlimm. Nur mehr sollte es möglichst nicht werden.

Der nächste Tag verging bis zum Abend vollkommen normal. Arbeit erledigte sich, auch dieses Mal, nicht von alleine und so musste ich meine Nase, den ganzen Tag lang in diverse Angelegenheiten stecken. Auch wenn Freitag war, war für mich kein Wochenende. Der Preis der Selbstständigkeit. Freie Tage bekam man nur, wenn man sie sich nahm, waren aber zu Schade, da man in der Zeit hätte verdienen können. Man musste sich ab und zu dazu zwingen, sonst brannte man irgendwann vollkommen aus und die Reparatur hätte länger gedauert, der Ausfall zu lange gewesen, als wenn man schon zuvor, auf seinen Körper gehört hätte. Aus diesem Grund hatte ich mir vorgenommen, dieses Wochenende, einmal fünf gerade sein zu lassen und die Beine hochzulegen. Ein gutes Buch hatte ich mir schon besorgt und das würde versuchen, aufmerksam und ohne Anlenkung zu lesen. Ich hoffte nur, dass ich mich drauf konzentrieren konnte, und die Arbeit nicht dazwischen funkte. Irgendwann kam einem immer etwas in den Kopf, was man noch eben erledigen konnte, aber gerade das war es, was einem vom Abschalten fernhielt.

Es fing gerade an dunkel zu werden, als es klingelte. Da ich hören konnte, dass Melissa unter der Dusche stand, was die Wassergeräusche mir verrieten, die von oben kamen, stand ich auf und ging zur Tür. Es konnten nur ihre Freundinnen sein und ich hatte mich nicht getäuscht.

„Hallo ihr beiden!“, sagte ich, als ich die beiden erkannte. Silke und Monika, zumindest glaubte ich, dass sie so hießen, standen draußen und sahen mich erwartungsvoll an.

„Guten Abend Herr Krause, Melissa nicht da?“, sagten sie gleichzeitig wie einstudiert, wobei es sich nicht wirklich wie eine Frage anhörte.

„Klar ist sie da. Macht sich gerade frisch. Geht nach oben, ihr kennt euch ja aus!“

Die beiden nickten einmal und gingen dann, durch die von mir weit aufgehaltene Tür.

In Gedanken versunken sah ich ihnen nach, während ihr süßlicher Duft meine Nase kitzelte. So hätten meine Träume ausgesehen, wenn ich ein viertel Jahrhundert jünger gewesen wäre. Beide relativ groß, lange Beine und eine Figur, die mir sicher gut gefallen hätte. Sie trippelte auf ihre High Heels nach oben und ich konnte ihnen noch einen Moment lang hinterher sehen, wobei ich mir nicht sicher war, ob sie nicht mehr mit ihren straffen Hintern wackelten, als es nötig tat.

Als sie meinem Blickfeld entschwanden, atmete ich einmal tief ein und ging gedankenversunken in mein Arbeitszimmer zurück. Dabei fragte ich mich, warum mir solche Schönheiten nicht über den Weg gelaufen sind, als ich in ihrem Alter gewesen war. Wobei ich dann über mich selber lachen musste, denn als ich in dem Alter war, war ich viel zu schüchtern gewesen, um mich an solche Mädels heranzutrauen. So gesehen hätte ich sowieso keine Chance gehabt. Zu der Zeit nicht, aufgrund von Schüchternheit und heutzutage war ich viel zu alt bzw. hatte nicht genug Geld, um diesen Mangel auszugleichen. Keine Jacht, keine Villa, keinen Ferrari. Für die beiden musste ich ein notwendiges Übel sein, ein Normalo, vielleicht sogar ein langweiliger Spießer.

Ich ging in die Küche und sah mir an, was Melissa für ihre Freundinnen aufgebaut hatte. Sie kümmerte sich immer sehr gut um die Belange ihrer Gäste, solange sie sich an dem bedienen konnte, was ich gekauft hatte. Sie würden an diesem Abend kein Hunger leiden, das stand fest. Als ich dann in den Kühlschrank sah, entdeckte ich drei Flaschen Sekt, die dort schon einmal die richtige Temperatur annahmen.

Neben dem Kühlschrank standen noch zwei weitere, die sicher darauf warteten, dass wieder Platz im Inneren frei wurde. Für meine Sachen war noch ein winziges Eckchen frei, aus dem ich jetzt eine Scheibe Wurst hervorzog und auf eine trockene Scheibe Brot warf. Ich hatte einfach keine Lust dazu, mehr zu machen. Das Einzige, was ich noch mitgehen ließ, waren mehrere lecker aussehende Mettbällchen, die mich verführerisch anlächelten. Sie bekamen lange Beine und folgten mir, begleitet durch eine Senftube, in mein Arbeitszimmer.

In meine Zimmer angekommen, hatte ich gerade alles auf dem Schreibtisch abgestellt, als es erneut klingelte. Ich erinnerte mich, dass Melissa etwas von drei Freundinnen gesagt hatte und da war nicht schwer zu erraten, wer vor der Tür stand. Während ich auf einem Mettbällchen kaute, ging ich zur Tür, denn ich glaubte zu wissen, dass Melissa sich darauf verließ, dass ich aufmachte. Unter der Brause stand sie nicht mehr, das konnte man hören.

Dann öffnete ich die Tür und wunderte mich genauso, wie ich mich immer wunderte, wenn ich Kirsten sah. Es trieb mir immer ein Lächeln ins Gesicht, wenn sie vor der Tür stand. Sie war so ganz anders, als die anderen Freundinnen, die ich kannte. Sie war nicht das erste Mal bei uns, ansonsten hätte ich nicht geglaubt, dass sie dazugehörte. Sie war das absolute Gegenteil. Sehr klein, dünn, um nicht zu sagen, dürr. Dazu trug sie ihre Haare mehr als kurz, wobei man sicher sagen konnte, dass es ein Stoppelschnitt war. Dazu hatte sie ein leicht eingefallenes Gesicht, was zum Rest des Körpers passte. Aufgrund dieses Anscheins waren es ihre Augen, die übergroß wirkten. Im ersten Moment kam es mir immer so vor, als wenn eine Figur aus einem Manga, vor mir stand. Groß und dunkel wie Kohlestücke sahen sie einen an. Dabei wirkte Kirsten aber unheimlich sympathisch, solange man es ertrug, dass sie immer auf der Überholspur war. Solange sie nichts sagte, war es noch zu ertragen, aber wehe sie machte den Mund auf. Man hätte vor Jericho keine Posaunen gebraucht, wenn man Kirsten dabei gehabt hätte. Sie hätte die Stadtmauern spielend niedergesabbelt. Und so war es auch dieses Mal wieder.

„Hallo Herr Krause. Wie geht’s? Ist Melissa oben? War das nicht ein super Tag heute?….!“

Ich kam gar nicht so schnell mit ihren Fragen mit. Dabei war ich mir gar nicht sicher, ob sie überhaupt eine Antwort erwartete. Wie ein Fluss verließe die Worte ihren Mund, hüpften über die kleinen, sehr hell wirkenden Zähne und drangen an meine Trommelfelle, welche die Fülle an Informationen in so kurzer Zeit gar nicht übermitteln konnten. Ich sah sie nur etwas ungläubig an, während sie sich unaufgefordert an mir vorbei quetschte und schon wenige Sekunden später, auf der Treppe stand.

„Guten Appetit übrigens!“, war das Letzte, was ich von ihr hörte, lange, nachdem ich sie schon nicht mehr sah. Erst da erinnerte ich mich daran, dass ich das Mettbällchen noch im Mund hatte, und kaute darauf herum, als ich jetzt endgültig ins Arbeitszimmer ging. Hier ließ ich die Lehne des Schreibtischstuhls weit nach hinten herunter, stellte die Fressalien in Reichweite und drückte auf eine Fernbedienung, die mich wenige später in ein Gespinst von melodischen Tönen einwickelte. Ich hatte festgestellt, dass ich mit Musik besser arbeiten konnte. Von daher stand eine Anlage in dem Raum und war immer mit den Silberlingen bestückt, die ich im Moment bevorzugte. Zumeist selber zusammengestellte MP3`s. Auf dem Markt gab es eine solche Zusammenstellung nicht. Dafür war mein Geschmack zu ungewöhnlich.

Wenn die Musik dann etwas leiser wurde, oder die Stücke gerade wechselten, konnte ich die Mädels oben hören. Sie waren in sehr guter Laune und Lachten immer wieder. Dabei konnte ich Kirstens Stimme immer wieder heraushören und schüttelte wieder leicht mit dem Kopf, als ich mir vorstellte, dass sie bei den andern Drei war. Es passte nicht.

Dann kam ein sehr ruhiges Stück und ich rekelte mich etwas in meinem Stuhl, schloss die Augen und war nach wenigen Sekunden eingeschlafen. Müde war ich gewesen, hatte aber nicht gemerkt, dass ich so fertig mit der Welt war.

Irgendwann wachte ich dann auf, aber nicht weil ich ausgeschlafen hatte, sondern weil jemand mit mir sprach.

„Hallo Herr Krause, sind sie wach!“, drang es leise an meine Ohren. Ich wusste zuerst nicht, ob es der Schluss eines Traums war oder doch die Wirklichkeit, daher musste ich erst einmal in die Realität zurückfinden. Um wirklich wach zu werden, schüttelte ich einmal meinen Kopf und sah dann zur Tür, die ich nur angelehnt hatte. In der Tür stand Kirsten und sah mich mit ihren großen Augen an.

Es musste schon spät gewesen sein, denn durch das Fenster konnte man erkennen, dass es vollkommen dunkel draußen war. Außerdem hatte sich auch das Äußere von Kirsten geändert. Sie trug ein weites T-Shirt, was ich als eines von meiner Tochter erkannte. Für Kirsten war es viel zu groß und hing ihr bis auf die Knie herunter. So konnte sie es als Nachthemd benutzen, was wahrscheinlich auch so vorgesehen war.

Es sah lustig aus, wie sie da stand, denn der Rest ihrer dünnen Beinchen schaute untern heraus und sah aus wie zu klein geratene Stelzen. Auf der anderen Seite wirkte es auch nur so, weil sie einfach nicht in das T-Shirt passte.

„Entschuldigen sie, Herr Krause, aber ich habe gerade noch etwas zu trinken für uns geholt und da habe ich die Musik gehört. Die kenne ich noch gar nicht. Können sie mir verraten wer oder was das ist?“

Kirsten musste wirklich ein seltsamer Mensch sein, wenn sie sich für so etwas interessierte. Melissa verzog immer ein Gesicht, wenn sie es hörte, und verschwand so schnell wie möglich aus der Hörweite. Ich kannte auch keine anderen Menschen persönlich, die es sonst noch hörten. Manchmal glaubte ich fast, dass es nur für mich geschrieben worden war. Nur auf dem Portal, auf dem ich es gefunden hatte, zeugten die angegebenen Klicks davon, dass es noch mehr Menschen wie mich gab.

Ich überlegte wenige Sekunden, denn da war es wieder, mein Namensproblem. Doch dann fiel es mir ein und ich sagte es Kirsten, nannte ihr dazu gleich das Portal, auf dem sie es finden konnte.

„Dort treiben sie sich rum? Das hätte ich ja nicht gedacht Herr Krause!“

„Michael. Ich heiße Michael. Ich mag es nicht, wenn man mich mit meinem Nachnamen anspricht!“, sagte ich zu Kirsten, denn erstens mochte ich es wirklich nicht und zweitens, gleiches Recht für alle. Ich sprach sie schließlich auch nicht mit ihrem Nachnamen an, obwohl sie es in ihren Alter verdient hätte.

Kirsten sah mich mit ihren großen Augen an, als wenn ich gerade etwas Dummes gesagt hätte. Sie legte dazu tatsächlich ihren Kopf etwa zur Seite. Das sah so lustig aus, dass ich lächeln musste. Dieses Lächeln übertrug sich auf Kirsten und ihr Mundwinkel verzog sich so weit über ihr Gesicht, dass man meinen konnte, es ginge bis zu den Ohren.

Doch es verschwand genauso schnell, wie es gekommen war, fiel einfach in sich zusammen.

„Nix Michael. Kommt gar nicht infrage!“, meinte sie nur, während ein neues Musikstück anfing.

„Und was ist das?“, fragte sie, während sie mit ihrem Daumen über ihre Schulter auf den CD Player zeigte.

Dieses Mal musste ich dann doch nachschauen, denn der Name fiel mir überhaupt nicht ein. Also ging ich an ihr vorbei und schnappte mir die Hülle der Scheibe, in der ich selber vermerkt hatte, was darauf war. Dabei stieg mir der Duft von Kirsten in die Nase. Erwartet hätte ich eine etwas herbere Note, doch da hatte ich mich getäuscht. Sie roch süß und ich meinte, eine Spur von Sandelholz wahrzunehmen. Ein Duft, der seltsamerweise zu ihr passte, als wenn er für sie komponiert worden wäre. Ich kannte ihn nicht, was aber nicht weiter verwunderlich war, denn so viele Düfte kamen mir nicht unter. Selbst Melissa benutzte nur wenige verschiedene, dafür von den vorhandenen reichlich. Manchmal glaubte ich, dass sie darin badete.

Bei Kirsten war es anders. Eher ein Hauch, eine Andeutung. Der Duft würde sich erst spät offenbaren, verriet nicht gleich seine Bestandteile. Ich mochte ihn sofort.

Dann schnappte ich mir die Hülle und ging damit zurück zum Schreibtisch, denn dort war es heller. Die Augen wurden eben auch nicht besser. Beim Rückweg ging ich so langsam an Kirsten vorbei, wie es ging, ohne dass es auffiel. Dabei sog ich die Luft geradezu in meine Lunge, um möglichst viel von ihrem Duft, auf meine Geruchsrezeptoren zu bekommen.

Als ich dann genug Licht zum Lesen hatte, erkannte ich den Namen und sagte es Kirsten.

„Ah ha, kenne ich gar nicht. Ich glaube, ich könnte noch etwas von ihnen lernen. Vielleicht können sie mir aber auch mal die CD ausleihen? Dann kann ich sie selber durchhören!“

„Ich kann dir auch eine Kopie brennen!“

„Klar, käme natürlich noch besser. Würde ich mich drüber freuen!

So, jetzt muss ich aber wieder nach oben, sonst wundern sich die Mädels noch, wo ich bleibe. Die würde ganz schön tuscheln, wenn ich ihnen erzählen würde, dass ich mich hier bei ihnen aufgehalten habe. Die können sonst auf komische Ideen kommen!“

Daraufhin konnte ich wieder ihre perlweißen Zähne sehen, die sie mir zeigte, als sie ein leises Lachen hören ließ.

„Obwohl, Herr Krause, ohne ihnen zu nahe treten zu wollen, sie sehen noch sehr gut aus. Ältere Männer sollen ja auch was für sich haben!“

Kaum hatte sie das gesagt, drehte sie sich um und ging mit einem weiteren Lachen auf den Lippen in Richtung Tür.

„Ach ja, das Parfüm was ich trage kann man so nicht kaufen. Mische ich selber an! Schlafen sie gut und träumen sie was Schönes!“

Das sagte sie, während sie durch die Tür auf den Flur ging, drehte nur noch einmal ihren Kopf über die Schulter und zwinkerte mir mit dem zu mir gewandten Auge zu. Dann verschwand sie aus dem Raum. Nur ihr leises Lachen drang ein weiteres Mal an meine Ohren. Wenig später höre ich die tappenden Schritte, ihrer nackten Füße, auf dem Steinboden des Flurs, da in diesem Moment keine Musik mehr spielte. Die CD war am Ende.

Ich grinste in mich hinein. Ein wirklich aufgewecktes Mädel dachte ich nur und ging aus dem Arbeitszimmer, in Richtung meines Schlafgemachs. Es war doch besser im Bett zu schlafen als auf dem Stuhl. Als ich das letzte Mal in ihm länger geschlafen hatte, habe ich das noch stundenlang gemerkt. War nicht gut für meinen Rücken gewesen.

Wie lange die Vier noch wach waren, kann ich nicht sagen. Als ich ins Bett ging, hörte ich sie noch ein paar Mal lachen, dann verschwanden ihre Stimmen hinter meinem ersten Traum.

Da ich an am nächsten Tag nicht vorhatte, mich vom Wecker wecken zu lassen, wachte ich entsprechend spät auf. Zumindest für mich war es spät, soll heißen, neun Uhr. Sonst war ich normalerweise täglich spätestens um sieben wach und stand auch zu der Zeit auf. Einen Moment blieb ich noch liegen und lauschte in die Stille, konnte aber nichts hören. Es war vollkommen ruhig. Dann stand ich auf, um mir die erste Tasse Kaffee zu machen, die ich in der wohltuenden Ruhe zu mir nehmen wollte. Dazu wickelte ich mich in meinen langen, kuscheligen Frotteehausmantel ein. Dann noch die Filzpuschen an die Füße und schon war ich auf dem Weg zur Haustür, um die Zeitung reinzuholen. Diese kaum in der Hand wandte ich meinen Schritt Richtung Küche, in der ich wenig später ankam. Ich liebte es, aus dem Kaffee eine Zeremonie zu machen. Die Kaffeemaschine, die ich sonst benutzte, blieb kalt. Die altmodische Art musste her. Kessel aufgesetzt, Kaffeefilter auf die Kanne und warten, bis das Wasser heiß war. Dazu setzte ich mich gemütlich an den Tisch und schlug die Zeitung auf, um die ersten großen Schlagzeilen zu überfliegen. Ein Artikel war so interessant, dass ich den Kessel darüber vergaß. Die aufgesetzte Pfeife lenkte aber meine Aufmerksamkeit wieder auf das heiße Geschehen und ich hechtete fast zum Herd, denn der lang gezogene Pfeifton schallte recht laut durch das Haus. Ich wollte die Vier oben nicht wecken, denn ich wollte weiterhin meine Ruhe. Einmal davon angesehen, dass moderne Mädels, wenn sie gerade aufgestanden und noch nicht gestylt sind, oft vollkommen schrecklich aussehen. Ich wollte sie lieber so in Erinnerung behalten, wie sie aufgebrezelt aussahen. Wenigstens diese Illusion, sollte man mir nicht rauben.

Leider kam es anders. Während ich dabei zusah, wie ich das noch kochende Wasser in den Filter goss und dem Wasserstand im Kaffeepulver dabei beobachtet, wie er langsam versickerte, hörte ich tappende Füße.

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