Späte Erleuchtung – Prolog

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PROLOG – IM HIER UND JETZT

Ich schaue in den großen Spiegel in meinem Badezimmer: Vor mir steht ein nackter Kerl, der nun schon ein halbes Jahrhundert hinter sich hat und der mich blöde angrinst. Das bin ich?? Na ja, da sind ein paar Furchen im Gesicht, und ein Waschbrettbauch ist das auch nicht mehr – selbst um die Hüften hat sich ein kleiner Ring gebildet; vermutlich ebenfalls eine Begleiterscheinung des zunehmenden Alters. Von allen Seiten betrachte ich mich – vorne, rechts, links und frage mich, ob ich mich jetzt, mit 50, wirklich noch einmal richtig verlieben kann; ob es überhaupt noch jemanden gibt, der sich in mich verlieben könnte… Wieder einmal kreisen meine Gedanken – was für ein verrücktes Leben habe ich eigentlich bisher hinter mir? Seit wann weiß ich eigentlich, dass ich schwul bin? Warum habe ich eigentlich so lange gebraucht, bis ich mir sicher war? Fragen über Fragen… Am Besten schreibe ich das einfach mal alles auf…. vielleicht finde ich ja so eine Antwort? Wieder schaue ich in den Spiegel: Ok, für „Germanys Next Gay-Model“ reicht es wohl nicht mehr. Aber immerhin sagen meine Freunde mir nach, dass ich jünger aussehe, als ich wirklich bin, und auch noch eine gute Figur und einen knackigen Hintern habe. Letzteres wage ich zwar ernsthaft zu bezweifeln, aber na gut. Und wie es aussieht, ist „da unten“ wohl auch noch alles ok. Gute Pflege, Herr Doktor!
Das Telefon schellt – mein Ex. „Hey Schatzi, wie geht’s Dir? Was macht die Liebe?“ Gerne höre ich die sanfte, mir so vertraute Stimme wieder. „Na ja, soweit ganz gut – ich fühle mich halt nur alleine ohne Dich!“ Unsere Trennung war noch nicht allzu lange her; doch ich weiß, dass wir nicht mehr zueinander finden werden. Es tut immer noch weh. „Und wie schauts bei Dir aus?“ frage ich zurück. „Ich habe so viel Arbeit, dass ich eigentlich gar keine Zeit mehr hätte für einen so lieben Kerl wie Dich!“ Also ist er auch noch allein…. Wir reden noch ein wenig, dann haucht er mir schnell noch einen Kuss durchs Telefon und legt auf.
Ich gehe zurück ins Bad – sein Anruf hat Wirkung gezeigt! Meine Gedanken kreisen um ihn…. Das Ding da unten hat sich inzwischen zu seiner ganzen Größe aufgerichtet und sehnt sich nach einer Entspannung. Die rechte Hand rutscht fast automatisch zwischen meine Beine; ich beginne zu träumen, während ich selbst Hand anlege, um mir – wie schon öfter seit der Trennung von ihm – wenigstens auf diese Weise Erleichterung zu verschaffen. Da draußen laufen soooo viele süße Typen rum und ich bin immer noch allein – warum? Mit inzwischen geschlossenen Augen träume ich, wie er mich allein durch das Spiel seiner Hände und seiner Lippen fast schon ins Nirwana hebt, bevor er mich dann endlich auf sich setzt und wir nach einem wilden Ritt auf Wolke Sieben landen. So sehr wünsche ich mir, dass es noch einmal passieren sollte, doch es wird sicher nur ein Wunsch bleiben. Ich öffne die Augen: es war nur ein kurzer Traum, aber ich bin kurz vor dem Höhepunkt. Immer schneller und fester werden nun die Bewegungen meiner Hand, bis ich es schließlich nicht mehr halten kann und mich keuchend verliere.

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