ChrissySissy 6

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Bevor er sich wieder auf mich stürzen konnte, stand Anita zwischen uns: „Lass Chrissy in Ruhe, die hat nichts getan.&#034 „Das ist Christian! Und er kann seine Sachen packen und für immer verschwinden, ich habe doch keinen Transvestiten erzogen.&#034 Anita stellte sich ihm mutig entgegen: „Wann hast du ihn denn erzogen? Du warst doch nie da und Mutti war die letzten Jahre auch nicht hier. Chris war immer unglücklich, wo wart ihr denn da? Chrissy strahlt heute nur so vor Glück, und wenn du sie rausschmeißt, dann gehe ich mit, ich bin ja auch nur eine Lesbe.&#034 Zornig, mit in die Hüfte gestemmten Fäusten, blieb sie zwischen uns stehen und wartete, bis Papa total außer sich und verwirrt zu Mutti ging.

Anita trieb mich an: „Chrissy, pack schnell deine Sachen, lass uns verschwinden, bevor er weiter ausrastet.&#034 Sie rannte raus, ich hörte das Knallen ihrer Tür und Melanie verschloss im gleichen Moment mein Zimmer. Gemeinsam rafften wir meine Sachen zusammen und stopften alles in einen Bettbezug. Anschließend mahnte Melanie mich: „Ich helfe noch Anita! Schließ hinter mir zu und warte, bis wir dich abholen.&#034

Überrumpelt und willenlos folgte ich der Anweisung und beim Warten überschlugen sich meine Gedanken. So energisch war Anita noch nie an meiner Seite gewesen, sie beschützte mich, sie war sogar bereit, mit mir auszuziehen. Sie hatte ja auch Recht, Papa war nie für mich da gewesen, schon gar nicht, wenn ich Probleme hatte. Nur mit Anita hatte ich reden können, als sich alle über meine langen Haare und mein kindliches Gesicht lustig gemacht hatten. Nur Anita hatte ich zum Vorbild für mein Verhalten gehabt und so reagierte ich halt wie ein Mädchen. Damit wurde ich in der Schule das ideale Ziel zum Runterschicken. Natürlich hatte ich unter der Situation gelitten, nur als Junge durfte ich das nicht zeigen und schon gar nicht weinen. Inzwischen war alles anders — ja, ich weinte auch oft, aber das machten nun mal alle kleinen Mädchen, die durften das doch. Tief im Innersten war ich aber glücklich. Alles war gut und das Leben konnte so schön sein.

So in meine Gedanken vertieft, hörte ich Melanies Klopfen: „Komm schnell, Jan ist mit dem Auto unten.&#034 Gemeinsam trugen wir meine Habseligkeiten runter, und während Jan alles verstaute, lief Melanie zu Anita. Im Haus wurde es plötzlich wieder laut und kurz darauf rannte Anita aus der Tür, auf mich zu, direkt in meine Arme. Deutlich sah ich Papas Fingerabdrücke auf ihrer Wange. Jan begann zu fluchen und rannte sorgenvoll zu Melanie. Wieder war lautes Geschrei zu hören, dieses Mal aber von Jan, ich verstand nur: „… wenn du sie noch einmal anfasst, dann schlage ich dich zum Krüppel …&#034 Inzwischen kam auch Melanie heulend mit einer Tasche aus dem Haus und eine kleine Weile später noch Jan, mit dem Rest. Wortlos stiegen wir in den Wagen und er fuhr los.

In Melanies Zuhause angekommen, räumte sie meine Kleider in den Schlafzimmerschrank und Jan brachte Anitas Gepäck ganz selbstverständlich in sein Zimmer. Wir beide, Anita und ich, klammerten uns zitternd aneinander fest, bis Anita mir gestand: „Ich gehöre jetzt Jan und habe ihm zu folgen, bedingungslos — auf immer und ewig — bedingungslos, ist das nicht toll?&#034 Dabei leuchteten ihre Augen wie nie zuvor.

Am nächsten Morgen saßen die fünf glücklichsten Menschen der Welt zusammen in der Küche, als Hans zu uns kam. Er wollte schauen, ob ich noch Probleme mit meiner Verletzung hatte. „Das ist alles gut verheilt&#034, beruhigte ich ihn, „Nur, ich, ich …, ich wollte dich etwas anderes fragen.&#034 Tief atmete ich durch, sammelte mich und sprach dann fest entschlossen weiter. „Kannst du mir helfen? Ich möchte eine richtige Frau werden, das kann man doch operieren? Ich möchte endlich eine Frau sein, bei der Dieter auf nichts verzichten muss, aber nur für Dieter. Melanie darf ich das nur für Dieter haben, für keinen anderen, nur für ihn?&#034 Bittend schaute ich sie an.

Melanie sprang auf, kam zu mir, nahm mich in den Arm, drückte mich ganz fest und sagte: „Natürlich mein Schatz! Aber dann darf ich das auch gar nicht mehr bestimmen, dann bist du doch meine Stiefmutter. Du machst mich aber schon glücklich, wenn ich dich dann immer noch so in den Arm nehmen darf.&#034

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