Geteilte Welten Kapitel 21 – Wieder daheim

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Wieder daheim

Und genau so, wie Tim es sich gedacht hatte, geschah es auch. „Tim, bleib mal bitte hier!“ herrschte ihn sein Vater an, als sie zurück waren und er sich gerade in sein Zimmer zurückziehen wollte. „Ich glaube, wir haben deiner Mutter was zu sagen!“ Resigniert warf Tim sich in einen der Sessel im Wohnzimmer. Weglaufen konnte er nun nicht mehr… Ausführlich berichtete Albert seiner Frau von dem Gespräch, das er mit Tim geführt hatte; keinen noch so kleinen Punkt ließ er aus. Tim saß nur da und hätte sich am Liebsten in Luft aufgelöst. Doch dann wendete seine Mutter ihren Blick auf ihn und sprach ihn direkt an: „Timi, stimmt das wirklich, was Dein Vater da erzählt hat? Hast Du Dich in diesen Marko verliebt?“ Tim nickte. „Ja, Mama, ich liebe ihn, und egal, was auch passiert – ich lasse ihn nie wieder los!“ Sie schaute ihn an, wie nur eine Mutter ihr Kind ansehen kann, und sie lächelte. „Wann stellst Du ihn uns vor? Ich möchte ihn so gerne mal kennen lernen; wie wäre es am Sonntagnachmittag?“ fragte sie, als ob es das Normalste von der Welt wäre. Das Eis war gebrochen; Tims Vater gab auf, auch wenn es ihm noch immer nicht gefiel, hatte er gegen seine Frau und seinen Sohn verloren – das sah er nun ein. Für Sybilla von Hochbergen schien es nichts Besonderes zu sein, wenn zwei Jungs sich ineinander verlieben; selbst, wenn der Eine von ihnen ihr eigener Sohn ist. Das hatte er von ihr nun wirklich nicht erwartet, und sie würden bestimmt noch einmal darüber sprechen müssen… doch an diesem Abend hatte er keine Kraft mehr dazu. Tim war über-glücklich; es kribbelte überall in seinem Körper, und sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Das musste er sofort Marko erzählen!

Es wurde ein langes Telefonat an diesem Abend; nach dem (etwas verspäteten) Abendessen lief er in sein Zimmer und rief bei Marko an. „Hi Schatz, ich habe gaaanz tolle Neuigkeiten!“ Und er redete drauflos wie ein Wasserfall. Marko war sprachlos – Tim musste auf das Display schauen, um festzustellen, ob die Verbindung überhaupt noch bestand. Zum Abschluss seiner Ausführungen kam Tim dann mit dem Knaller heraus: „Du bist am Sonntagnachmittag bei uns eingeladen, meine Eltern wollen Dich unbedingt kennen lernen!“ Na, klasse! Das ging Marko dann doch alles etwas zu schnell und irgendwo gegen den Strich. „Hey, langsam! Meinst Du nicht, dass wir uns noch etwas Zeit geben sollten?“ „Nee, Süßer“, antwortete Tim, ohne dass er lange nachdenken musste. Ich will nur noch Dich, und nichts Anderes mehr auf der Welt! Und außerdem“, fuhr er stichelnd fort, „konntest Du es doch nicht mehr abwarten! Also, was meinste?“ Tim meinte Markos Grinsen fast durchs Telefon hören zu können. „Gebongt! Wann sollen wir da sein?“ „Zum Kaffee um vier. Und danach zeige ich Dir meine Bude.“ „Jo, ich war schon immer neugierig, wie sich` s so wohnt bei Schickimickis!“ Tim reagierte sauer, doch Marko lachte. „Nichts für ungut, Schatz, hab` s ja nicht böse gemeint! Aber morgen treffen wir uns erstmal auf dem Bauernhof, oder? Ich freue mich schon so auf Dich!“ „Na klar, mein Süßer – gleich nach dem Mittagessen kann ich weg“. „Klasse, ich warte auf Dich, kann` s kaum noch abwarten!“

Nachdem sie aufgelegt hatten, zog Tim das Foto aus seinem Nachtschrank, legte sich auf sein Bett und schaute es lange an. Er lächelte, seine Augen glänzten. Tim von Hochbergen war einfach nur glücklich, und unsterblich verliebt. Und er war froh darüber, dass seine Eltern nun Bescheid wussten, auch wenn sein Vater nach wie vor überhaupt nicht davon begeistert war, dass sein Sohn so ‚aus der Art schlug’. Endlich brauchte er sich keine Ausreden mehr ausdenken, wenn er weggehen und sich mit Marko treffen wollte. Wie es ihm schien, sah seine Mom das wohl nicht ganz so verbissen; zuerst hatte sie zwar auch geschluckt, nahm es dann aber erstaunlich gelassen auf. Sie hatte Marko sogar eingeladen, wollte ihn kennen lernen! Irgendwie lief alles fast wie am Schnürchen; jetzt waren da nur noch Markos Eltern, denen sie es sagen mussten.

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