Kira und ich Teil 1
Hallo zusammen,
ich möchte euch hier die Geschichte von Kira und mir erzählen. Die Geschichte basiert auf meinen Tagebucheinträgen ab Dezember 2015 bis heute. Ich schiebe immer wieder Anmerkungen zu Personen, Orten usw. ein, die ich meinem Tagebuch nicht erzählen muss, euch aber natürlich schon. Einige Teile habe ich aus meinem Tagebuchgekritzel schon in’s Reine geschrieben. Diese werde ich in relativ kurzen Abständen hier veröffentlichen. Danach möchte ich mindestens einmal die Woche hier einen neuen Teil posten, bis ich irgendwann in der Gegenwart ankomme.
Ich habe bereits an anderen Orten begonnen unsere Geschichte zu erzählen. Leider waren für die jeweilige Plattform manche Passagen zu soft oder zu hart. Ich hoffe xhamster ist da toleranter. Im ersten Teil wird es noch gar nicht „zur Sache“ gehen. Das wird sich aber im weiteren Verlauf ändern. Ich hoffe der oder die eine oder andere findet Gefallen an unserer Geschichte. Los geht’s…
Anfang Dezember 2015
Anmerkung: Mein Name ist Stefan und ich bin 31 (zu dem Zeitpunkt 29) Jahre alt. Ich bin Fachanwalt für internationales Wirtschaftsrecht in einer Kanzlei in NRW und unterrichte ebenda auch an der Universität als Lehrbeauftragter. Ich befand mich zum Zeitpunkt des Kapitels 1 in einer On/Off-Beziehung zu einer Promovendin für Mikrobiologie an eben der gleichen Universität. Zu dem Zeitpunkt befand sich diese Beziehung in einem von mir initiierten Off-Zustand, da unsere Lebenspläne sich doch sehr stark voneinander unterschieden. Sie wollte Ehe, Haus und Kinder. Ich wollte an diese Dinge frühestens dann Denken, wenn die 40 am Horizont aufploppte.
Im Prinzip lief alles wie immer. Irgendwelche zusammengewürfelten Erstsemester aus diversen Instituten saßen in einer mindestens genauso zusammengewürfelten Ringvorlesung. Heute war ich dran mit anderthalb Stunden Kinder bespaßen. Und wie unterhält man als Jurist einen Haufen Kinder? Mit lustigen Streitfällen. Warum Sie als angehender Architekt grundsätzlich mit Helm auf die Baustelle gehen sollten zum Beispiel. Sonst kann es nämlich sein, dass Ihre Lebensversicherung Ihre Hinterbliebenen im Regen stehen lässt, falls sie mal zufällig vom Container erschlagen werden. Ich ratterte also mein ewiggleiches Entertainmentprogramm ab und schaute dabei durch die Reihen. Ein typisches Bild bot sich mir. Jede Menge gelangweilte 18-20 Jährige, die entweder mit ihrem Handy oder mit Ihren Fingernägeln beschäftigt waren. Auch ein paar gescheiterte Mitvierziger waren selbstverständlich dabei. Und dann gibt es da noch die, die jedes Wort aufschrieben, dass ich sagte. Ob es Ihnen was nützte sei mal dahingestellt. Und dann war da noch SIE.
Zunächst war sie mir gar nicht aufgefallen; direkt in der ersten Reihe, relativ weit außen rechts. Sie passte irgendwie nicht ins Bild. Ich bin wirklich kein Romantiker aber ich kann was sie umgab bestenfalls als ein „Strahlen“ beschreiben. Sie hatte kupferrote Haare, die sie strähnig hochgesteckt hatte, fast weiße Haut ohne eine Sommersprosse und leuchtende Augen. Mir kam unweigerlich der Gedanke, dass ihre Eltern ihr einen guten Genpool hinterlassen hatten. Außerdem fiel mir auf, dass sie sehr groß war. Sie überragte alle Studenten um sie herum, auch die Männer. Und noch etwas machte Sie besonders; Sie hörte zu. Sie schaute mich geradeaus aus mit einer Präsenz an die es mir erschwerte den Blickkontakt zu halten, wenn sich unsere Blicke trafen. Als ich die Vorlesung schloss, achtete ich unauffällig auf sie. Ich hatte recht, sie war groß, mindestens 1,80m. Der gute Genpool bestätigte sich ebenfalls, denn Ihre Silhouette war absolut perfekt. Und trotz der ranzigen Jeans, den ausgelatschten Chucks und dem einfachen blauen T-Shirt, sorgte ihr sicherer Gang, bei dem ihr Po fast hypnotisch unter ihrer schlanken Hüfte hin- und hertanzte, für ein wohliges Kribbeln in meiner Lendenregion. Als sie in der Masse verschwunden war, widmete ich mich widerwillig den Fragen der Streberstudenten.
Als ich an diesem Abend zuhause ankam, las ich zunächst die SMS meiner On/Off-Freundin (Anmerkung, ich bin ein absoluter Technologiemuffel, ich lasse mein Handy regelmäßig morgens zuhause liegen). Ich beschloss Sie anzurufen. Nach einer Viertelstunde Streitgespräch legte ich mitten in ihrem Satz den Hörer auf. Wir drehten uns im Kreis. Ich gönnte mir zwei Gläser Wein und ein Kapitel Sachar Prilepin bevor ich mich in’s Bett verkroch. Seit zwei Wochen war meine Beziehung nun schon Off und genauso lange legte ich abends Hand an. Männer sind eben Schweine. Doch während ich für gewöhnlich dabei an die Schweinereien dachte, die Fräulein On/Off und ich gewöhnlich so trieben, war es diesmal anders. Dieses mal war es SIE. Und ich brauchte nicht mal meine schmutzige Phantasie anzuwerfen. Die Erinnerung an unsere sich treffenden Blicke und das Schwingen ihre Hüfte als sie die Treppe des Hörsaals hinaufstieg reichten völlig aus. (Zur Anmerkung für alle „p**o“-Schreier: Es war ziemlich offensichtlich, dass Kira keine 18 oder 20 mehr war, auch wenn ich ihr Alter bis dato nicht kannte).
Dritter Advent 2015
Seit ich mitten im Gespräch aufgelegt hatte, hatte ich von Fräulein-On/Off nichts mehr gehört. Obwohl wir über zwei Jahre ein Paar waren und (so dachte ich) sehr gut zusammenpassten, war ich doch sehr froh über die Ruhe, die ihre Abwesenheit in mein Leben brachte. An diesem dritten Advent ging ich mit zwei Kollegen, die gleichzeitig gute Freunde waren, auf den Weihnachtsmarkt. Wir suchten uns ein Café und bestellten uns Glühwein. Etwa zwanzig Minuten unterhielten wir uns über Gott und die Welt. Dann sah ich SIE. Sie saß in einer Ecke des Cafés, um sich herum jede Menge Papier, Stifte und ein Laptop. Seltsamerweise wurde mir genau in diesem Moment bewusst, dass ich seit zwei Wochen permanent an sie dachte, wenn ich mich selbst befriedigte. Dieser Gedanke war mir so peinlich, dass ich zusammenzuckte. Ja, sie war attraktiv. Ja, ich steckte in einer schwierigen Beziehungssituation. Aber da war mehr. SIE faszinierte mich und Ich wollte sie unbedingt kennenlernen.
Vierter Advent 2015
Die Chance war gering, aber viel mehr Anhaltspunkte hatte ich nicht. Auf einem Campus mit 10.000 Studenten läuft man sich selten zwei Mal über den Weg. Also ging ich eine Woche später in das gleiche Café wie die Woche zuvor, nur diesmal allein. Und tatsächlich, Sie war da. Ich ging langsam zur ihrem Tisch und sprach Sie an.“Hallo, Sie waren doch in der Ringvorlesung vor zwei Wochen, stimmt’s?“.
Ihr Blick traf mich wie ein Pfeil. Eisblau, ihre Augen waren Eisblau. Auf die Distanz konnte ich die Farbe ihrer Augen in der Vorlesung nicht erkennen. „Ja.“ erwiderte Sie knapp. „Es war sehr unterhaltsam.“ „Darf ich mich zu Ihnen setzen? Ein Freund hat mich versetzt und jetzt bin ich hier ganz allein.“ fuhr ich fort. „Tun Sie sich keinen Zwang an“ erwiderte sie. „Ich muss allerdings noch ein bisschen was tun.““Was lernen Sie denn?“ fragte ich. „Ich rechne alte Statik-Klausuren durch. Ich schreibe im Februar“ sagte sie ohne den Blick zu heben. „Was studieren Sie denn?“ fragte ich. „Maschinenbau“ erwiderte ich. „Was macht eine Frau wie sie bei den Maschinenbauern?“ frage ich, tatsächlich verdutzt. „Studieren.“ sagte sie, deutlich genervt. „Ich bitte sie vielmals um Entschuldigung, so war das nicht gemeint“ ruderte ich zurück. „Hören Sie, ich muss wirklich noch lernen…“ „Schon verstanden“ sagte ich, mir innerlich selbst ins Gesicht boxend und erhob mich. „Darf ich sie vielleicht ein andermal auf eine Tasse Kaffee einladen? Als Zeichen meiner Demut!“ Ich lies meinen Kopf auf meine Brust fallen und senke die Schultern. Zum ersten Mal sah ich den Hauch eines Lächelns in Ihrem Gesicht. „Wenn es sich ergibt, warum nicht“. Ich ging.
24.12.2015 20:00
Es drohte ein armseliges Weihnachten zu werden. Ich ignorierte bereits seit drei Tagen die Anrufe von Fräulein-Off, alle meine Freunde hatten Pläne mit ihrer Familie und seit dem vierten Advent hatte ich SIE nicht wiedergesehen, obwohl ich jeden Tag Stunden in dem Café verbrachte. Weil ich nichts besseres zu tun hatte beschloss ich, auch den heiligen Abend in besagten Café zu verbringen. Um ca. 21:00 war ich kurz davor mich irgendwo zu betrinken um dann später in irgendeinem Club irgendeine Studentin einzusammeln und mit nach hause zu nehmen. Das Schicksal hatte andere Pläne. Denn auf einmal hörte ich eine Stimme hinter mir. „Kaffee wäre jetzt gut.“ Ich drehte mich um und da war sie.
Ich begriff nicht so richtig wo sie herkam, dachte aber in dem Moment auch nicht weiter darüber nach. Sie setzte sich zu mir an den Tisch. „Sie hier, heute?“ stotterte ich, fast schon etwas beschwipst von vier Glühwein. „Soll ich wieder gehen?“ fragte sie, eine Hand in ihre Hüfte stemmend. „Nein!“ sagte ich lauter als mir lieb war. „Bleiben Sie.“ fügte ich, bemüht leise zu sprechen, an. „Entschuldigen Sie, ich bin in letzter Zeit etwas neben der Spur“ seufzte ich. „Das bin ich schon mein halbes Leben. Man gewöhnt sich dran“ bluffte sie. Wir bestellten Café und begannen ein Gespräch. Wir unterhielten uns gut, aber oberflächlich. Ich hatte das Gefühl, dass Sie mir möglichst wenig von sich erzählte. Die Frage, ob wir Heiligabend nichts anderes zu tun hätten, ließen wir beide unbeantwortet. Je länger wir uns über Gott und die Welt unterhielten, desto frustrierter wurde ich mir der Situation.
„Ich habe hier auf sie gewartet“, wollte ich sagen, wurde aber nach dem „ich“ von der Wirtin unterbrochen. „Es tut mir leid, aber wir haben eigentlich seit einer halben Stunde geschlossen“ sagte die Wirtin mit müdem Blick. ich warf einen Blick auf meine Armbanduhr und stellte fest, dass es bereits nach Mitternacht war. „Wir gehen natürlich“ sagte sie, erhob sich und ging schnellen Schrittes zum Ausgang . Ich bezahlte so schnell ich konnte und ging ihr nach. „Warten Sie!“ rief ich ihr viel zu laut nach. Vor der Tür blieb ich stehen und schaute mich um. Sie war nirgends zu sehen.
„Suchst du jemanden?“, hörte ich ihre Stimme. Ich drehte mich um und sah sie im Hauseingang neben dem Café stehen. „Ich heiße übrigens Kira“. „Stefan“ sagte ich. „Ich weiß“ lachte sie „Dein Name stand auf jeder Folie“. Sie gähnte. „Sei mir nicht böse, aber ich sollte langsam schlafen“. „Darf ich dich noch nach hause bringen?“ fragte ich. „Hast du doch schon“ sagte sie. „Ich wohne über dem Café.“ Ich überlege noch was ich darauf erwidern sollte als sie frage: „Hast du morgen Abend schon was vor?“ „Nein.“, antwortete ich leise. „Holst du mich um 8 hier ab?“, fragte sie während Sie die Haustür aufschloss. „Ja.“, antwortete ich knapp. „Dann Gute Nacht“, sagte sie. „Gute Nacht, Kira“ hauchte ich als sich die Haustür hinter ihr schloss.